Das Projekt Christopher ist eine unterstützende Initiative zum Bau und Erhalt der Handwerksschule Mawella Vocational Training Centre, kurz MVTC, am Fuß des Kilimandscharo in Tansania. Seit mehr als 40 Jahren zielt das Engagement vor Ort darauf, den Jugendlichen durch eine fundierte Berufsausbildung hoffnungsvolle Perspektiven für die eigene Zukunft zu eröffnen. Das Projekt Christopher bringt hierzu die investiven Finanzen auf, um die Werkstätten und Schulungsräume zu errichten, die Maschinen und das Handwerkszeug zu kaufen und Maßnahmen in der Schule zu installieren, die es den Verantwortlichen ermöglichen, die laufenden Kosten selber zu tragen.
Über 100 Schüler und Schülerinnen besuchen täglich die Schule. Sie werden in den Berufen Tischler, Schneider, Schlosser, Maurer, Klempner, Elektriker, Solartechniker, KFZ-Mechaniker, Koch und Bäcker ausgebildet. Es gibt entsprechende Werkstattgebäude für die Ausbildung, sieben Klassenräume, eine große Aula, ein Lehrerhaus, zwei Internatsgebäude, zwei Verwaltungsräume, eine Küche, einen Speisesaal, ein Treibhaus, mehrere Viehställe, eine Ladenzeile sowie ein Gästehaus. Derzeit sind neun Lehrer und Lehrerinnen und weitere zehn Angestellte in der Schule beschäftigt.
Die Schüler durchlaufen eine zwei- bis dreijährige theoretische wie praktische Ausbildung wie bei uns in Deutschland, müssen nach jedem Schuljahr eine Prüfung ablegen und werden nach erfolgreichem Abschluss in die nächste Klasse aufgenommen. Am Ende der Ausbildung steht eine staatliche Prüfung, die bei Erfolg mit der Aushändigung eines Gesellenbriefes verbunden ist.
Ca. 75% aller Schüler bekommen Arbeit in dem erlernten Beruf nach der Schulzeit, etwa 95% der Jugendlichen insgesamt sind nach der Schulzeit in einem bezahlten Job tätig - eine insgesamt hervorragende Quote!
In allen Werkstätten wird nach dem Prinzip des „learning by doing“ gearbeitet. Die Lehrlinge helfen mit in der Produktion von Marktartikeln. Die theoretische Ausbildung macht etwa 40% der Gesamtausbildung aus, entscheidend ist also die praktische Ausbildung; denn in Tansania fehlen gut ausgebildete Handwerker. Nach Möglichkeit erhalten die beiden Jahresbesten einen Arbeitsvertrag in der Schulwerkstatt, um in der Produktion für die Schule tätig zu sein. Die anderen ehemaligen Schüler halten lockeren Kontakt zur Schule auch dadurch, dass ihnen in ihrem erlernten Beruf weiterhin gegen Entgelt der Maschinenpark der Schule zu Verfügung steht, um z. B. größere Holzteile entsprechend bearbeiten zu können. Produziert werden neben Alltagsmöbeln Schulmöbel, Fensterrahmen und Türen.
Die Lehrküche dient der Ausbildung von Köchen und Bäckern. Die Ausbildung der beiden Berufe ist in Tansania in einem Lehrfach zusammengefasst. Im Tourismusgewerbe des Landes mit den Nationalparks Kilimandscharo, Serengeti, Ngorongoro und der Insel Sansibar arbeiten die Afrikaner häufig in Hilfsjobs wie Küchenhilfen, Zimmermädchen, etc. In den oben genannten Berufen sind überwiegend ausländische Kräfte angestellt. Eine zertifizierte Ausbildung in diesen Berufszweigen ermöglicht einem jungen Menschen in Afrika sehr gute Aussichten auf einen angemessen bezahlten Beruf, um eine Familie ernähren zu können. Die Lehrer und Meister, die die Lehrlinge unterrichten, werden in Absprache mit der Handwerkerschaft der Stadt Moshi ausgewählt.
Die Ausbildung kompetenter Elektriker ist notwendiger denn je, da die Anschlüsse und das elektrische Leitungssystem in Tansania völlig marode sind. Gleichzeitig erhöht sich die Anzahl der Elektroanschlüsse im Umfeld der großen Städte drastisch. Wer die Ausbildung abgeschlossen hat, bekommt die Möglichkeit sich im Bereich der Solartechnik weiter zu bilden. Dazu stehen den Schülern verschiedene Training-Boards für das Erlernen der Produktion von Solarstrom zur Verfügung. Diese Technik hat Zukunft in Afrika!
Seit dem Jahr 2018 werden Kfz-Schlosser ausgebildet. Die praktische Ausbildung findet in einer Montagehalle statt. Diese ist mit zwei Montagegruben ausgestattet. In dem gleichen Gebäude befindet sich ein Klassenraum, in dem die Schülerinnen und Schüler den theoretischen Unterricht erhalten. Diesem Gebäude ist ein Waschplatz für PKWs angegliedert. Nach bestandener Prüfung erhalten die Gesellen eine kostenlose Führerscheinausbildung, damit sie in der Lage sind, die reparierten Fahrzeuge selbst zu testen. Neuerdings gehen wir noch einen Schritt weiter. Da die Benzinpreise in Tansania auf einem ähnlich hohen Niveau wie bei uns in Deutschland liegen und gleichzeitig das Einkommen sehr niedrig ist (ein Lehrer verdient etwa 100 € im Monat), haben wir uns entschieden, die Elektromobilität in den Unterricht einzubinden. Die Schülerinnen und Schüler sollen im Rahmen ihrer Ausbildung lernen, benzinbetriebene Autos oder Motorräder zu E-Fahrzeugen umzubauen.
1998 konnte die Schlosserei fertiggestellt werden. Auch diese Werkstatt sollte von Beginn an nicht nur als Ausbildungsstätte dienen, sondern eine weitere Möglichkeit eröffnen, Geld für die Schule zu generieren. So werden dort, weil die Diebstahlrate in Tansania sehr hoch ist, Fenster- und Türgitter für den Markt produziert. Weiterhin werden Haushaltsgegenstände, Betten und Ackergeräte hergestellt.
Im Jahr 1989 ist die Schule um eine Näherei mit 15 Arbeitsplätzen pro Klasse erweitert worden. Im Verlauf der Ausbildung erlernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur, wie sie Kleidung reparieren, sondern auch, wie sie selbst Schnitte entwerfen und neue Kleidung anfertigen. Seit einiger Zeit haben die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Möglichkeit auf alten mechanischen Maschinen zu nähen, sondern, können - den Spendern sei Dank! - auch auf zwei elektrischen Nähmaschinen, einer Overlockmaschine und einer Stickmaschine nähen. Als gut ausgebildete SchneiderInnen haben die Schülerinnen und Schüler nach dem Abschluss der Prüfung somit die Möglichkeit sich selbständig zu machen oder im Angestelltenverhältnis entsprechend Geld zu verdienen, um den Lebensunterhalt ihrer Familie zu bestreiten.
Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht, das von den Vereinten Nationen 2010 in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen wurde.
Klempner planen, entwickeln und realisieren Wasserversorgungslösungen. Besonders in den Städten wird die Wasserversorgung ausgebaut und auch die Abwasserentsorgung rückt zunehmend in den Fokus. Die Auszubildenden des MVTC sind häufig außerhalb der Schule tätig, um ihr Wissen zu vertiefen und gleichzeitig praktische Erfahrungen zu sammeln.
Das MVTC ist eine private Schule mit einer Schulleitung, einem Lehrerkollegium, festangestellten Handwerkern und Beschäftigten und unterliegt der staatlichen Aufsicht. Die Schule finanziert sich selbst und mithilfe von Spendengeldern für investive Maßnahmen.
Die Leitung der Schule liegt in den Händen einer vom School Board in mehreren Auswahlverfahren gewählten Person, die in engem Kontakt mit dem Vorstand des School Boards, dem Entscheidungs- und Aufsichtsgremium der Schule, steht. Der Schulleiter muss entsprechend fachlich qualifiziert sein, bekommt ein monatliches, festes Gehalt wie alle anderen Angestellten auch und ist verantwortlich für die Leitung und Organisation des MVTC in allen, besonders den pädagogischen Belangen. Der Vertrag gilt zunächst für ein Jahr, bei Bewährung kann der Vertrag jährlich verlängert werden.
Weiterhin korrespondiert er monatlich mit dem deutschen Koordinator und erörtert mit ihm zusammen die anstehenden Probleme. Er legt der deutschen Seite monatlich per E-Mail die beleggestützten Einnahmen und Ausgaben der Schule vor, so dass sehr früh auftretende finanzielle Probleme erkannt werden können.
Das MVTC wird vom School Board geleitet, einem Gremium, in dem die gewählten Vertreter der beteiligten sieben Dörfer und der Kirche über die Geschicke der Schule entscheiden. Die Wahl der Mitglieder findet alle vier Jahre statt und aus den Mitgliedern wird ein Vorstand mit einem entsprechenden Vorsitzenden gewählt, der ständig in Kontakt mit dem Schulleiter steht. Die neuen Mitglieder des Boards werden von der Kreishandwerkerschaft auf ihre fachliche Eignung überprüft und entsprechend bestätigt. Der Board trifft sich mehrmals im Jahr, um anstehende Beschlüsse zu fassen und etwaige Probleme zu lösen. Wenn der deutsche Koordinator vor Ort ist, finden jeweils Sondersitzungen mit dem Board statt. Der Vertreter der Kirche ist geborenes Mitglied und hat nur eine Stimme innerhalb des gesamten Gremiums. Der Bürgermeister vertritt und unterstützt die Schule in den politischen Belangen und nimmt ebenfalls an den Sitzungen teil. Der School Board ist ähnlich dem deutschen Vereinswesen organisiert mit einem Vorsitzenden, Stellvertreter, Kassierer, Schriftführer, engerem Vorstand, etc.
Das MVTC arbeitet vor Ort mit der VETA, der Bezirks- oder Kreishandwerkerschaft, eng zusammen. Die jährlichen Prüfungen dieser Institution werden z. T. im MVTC durchgeführt, da es technisch gut ausgerüstet ist. Weiterhin bestehen enge Beziehungen zum tansanischen Handwerker-Schul-Verband. Der Pfarrer der Pfarrgemeinde Mawella wie auch der Bürgermeister der Samtgemeinde Mawella sind geborene Mitglieder im School Board, besitzen aber nur eine Stimme wie jedes andere Vollmitglied.
Projektkooperationen bestehen in Deutschland in vielfältiger Weise. Siehe auch hier unter der Rubrik "Spenden". Weiterhin besteht ein informeller Austausch mit mehreren deutschen Projektinitiativen, die am Kilimandscharo tätig sind. Hier tauscht sich der deutsche Koordinator mit den Verantwortlichen in unregelmäßigen Abständen aus, um Fehler in der Projektarbeit zu vermeiden und Erfolge anderer Initiativen übertragen zu können. Ebenfalls hat es finanzielle Unterstützung seitens der nordrhein-westfälischen Landesregierung, als auch durch das katholische Bistum Münster für den Bau eines Schulgebäudes wie für die Errichtung des Internatsgebäudes und die Anlage eines neues Trinkwasserbrunnens gegeben.