Im Jahr 1977 lernte Josef Lülf im Rahmen einer Studienreise Father Christopher Okoth kennen. Das Land und die Freundlichkeit der Menschen beeindruckten ihn sehr. Gleichzeitig sah er aber auch die Probleme der Menschen. Die meisten bestritten ihren Lebensunterhalt durch landwirtschaftliche Selbstversorgung und konnten sich oft nicht das Nötigste zum Leben leisten.
Als Lehrer war Josef klar, dass Entwicklung und Fortschritt nur über Bildung und Ausbildung junger Menschen möglich sind. In Tansania ist eine neunjährige Schulzeit für alle Kinder verpflichtend.
Danach erlischt die staatliche Fürsorgepflicht für die weitere Ausbildung. Perspektiven nach der allgemeinen Schulbildung gibt es für die jungen Menschen kaum, so dass viele den Verlockungen der nahen Großstadt erliegen und in die Prostitution oder Kriminalität abgleiten.
Eine handwerkliche Ausbildung ist der Motor für weitere Entwicklungen innerhalb von Entwicklungsländern. Dadurch kann die schrittweise Loslösung von der landwirtschaftlichen Selbstversorgerwirtschaft zu einer sich entwickelnden Industriegesellschaft vollzogen werden. So wird in dieser deutsch-tansanischen Kooperation (im Sinne einer klassischen NGO) versucht, über die handwerkliche Ausbildung - im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe - erste Entwicklungsschritte in eine bessere Zukunft zu tun.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gründete Josef Lülf, immer unterstützt von seiner Ehefrau Maria, gemeinsam mit der katholischen Pfarrgemeinde Mawella, das Projekt Christopher. In vielen kleinen Schritten wurde eine Handwerkerschule gebaut, um jungen Menschen eine sinnvolle Perspektive zu geben, indem sie zum Tischler, Schlosser, Maurer, Elektriker, Automechaniker, Klempner, Koch, Bäcker oder Schneider ausgebildet werden. Die Schüler durchlaufen eine zwei- bis dreijährige Ausbildung und müssen, wie bei uns in Deutschland, nach jedem Schuljahr eine Prüfung ablegen.
Nach erfolgreichem Abschluss werden sie in der nächsten Klasse aufgenommen. Bestehen die Schüler die Prüfung nicht, so müssen sie die Klasse wiederholen. Am Ende der Ausbildung muss eine staatliche Prüfung abgelegt werden, die mit der Aushändigung eines Gesellenbriefes verbunden ist.
Da auch viele Mädchen und Aidswaisen die Schule besuchen, ergeben sich nach erfolgreicher Prüfung ganz neue Perspektiven und Möglichkeiten auf ein selbstbestimmtes und finanziell unabhängiges Leben.
Um die Ernährung der Schüler sicherzustellen, werden an der Schule Gemüse und Mais angebaut.
Täglich kochen zwei Köchinnen für alle Schüler das in Tansania übliche Mittagessen Ugali (Maisbrei) mit Bohnen. Viele der Schüler haben entweder einen weiten Schulweg oder sie haben kein Zuhause, weil sie ihre Eltern früh verloren haben und leben deshalb in dem auf dem Schulgelände befindlichen Internatsgebäude.
Kontinuierlich wird daran gearbeitet, die finanzielle Abhängigkeit der Schule zu reduzieren. Aus diesem Grund werden auch Spendengelder für Anschaffungen verwendet, die der Schule ermöglichen, Geld zu verdienen, um die laufenden Kosten zu bestreiten. Ein gutes Beispiel ist die Maismühle. Hier lassen seit vielen Jahren Landwirte der umliegenden Gemeinden ihr Getreide mahlen. Des Weiteren verdient die Schule an der Vermietung der Aula für Feierlichkeiten, der Vermietung der Shops, dem Car Wash und der Ölpressmühle. So ist die Schule inzwischen in der Lage, die laufenden Kosten selbst zu tragen. Die Spendengelder wurden für die investiven Maßnahmen, wie den Bau von Werkstätten, den Kauf von Maschinen und Werkzeugen, den Bau des Brunnens zur Trinkwasserversorgung und der Photovoltaikanlage, verwendet.
In diesem langen Zeitraum seit der Projektgründung war und ist es Josef wichtig, die Menschen vor Ort in alle Entscheidungen miteinzubeziehen. Kommunikation findet auf Augenhöhe statt.
Gemeinsam mit dem School Board wird überlegt, welche Anschaffungen für die Schule jeweils notwendig sind und in welche Richtungen sich die Schule weiterentwickeln soll.
Durch viele große und kleine Spenden an das Projekt Christopher war es in den letzten 35 Jahren möglich, nahezu 2000 jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen. Aufgrund der guten Ausstattung ist die Schule inzwischen sogar Prüfungsschule der tansanischen Handwerkskammer geworden.
Um auch in Zukunft Kontinuität und Sicherheit für das Projekt Christopher zu gewährleisten, entschloss sich Josef Lülf 2019 das Projekt nicht mehr alleine, sondern mit Unterstützung von Lisa Haase-Stücker, Lisa Gebbeken und Andreas Weischer fortzuführen. Genauso wie Josef erhalten auch diese drei Unterstützung von ihren Partnern.
Bei regelmäßigen Treffen werden Zusammenhänge erklärt, Neuigkeiten aus dem Projekt, zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten und sinnvolle Investitionen besprochen. So ist gewährleistet, dass die über Jahrzehnte aufgebaute Basis nicht verloren geht und weiterhin die Weichen für die Zukunft gestellt werden können.